Fehler sind zum Lernen da

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf Fehler im Arbeitsalltag und den Umgang damit.

Wenn du beim Lesen dieser Zeilen deine Erinnerung in die Vergangenheit schweifen lässt, vielleicht kommt dir dann wieder in den Sinn, wie du das Fahrradfahren erlernt hast. Wie war das damals für dich? Wer hat dir dabei geholfen? Bist du mit Stützrädern gefahren oder direkt ohne? Wie hat dein Fahrrad ausgesehen?

Lernen als Prozess

Der Lernprozess dahinter kann grundsätzlich als Kompetenzstufenentwicklung[1] beschrieben werden. Bleiben wird beim Beispiel des Radfahrens. Ich behaupte, dass ich mir im Alter von einem Jahr nicht darüber im Klaren war, dass ich nicht Radfahren kann (unbewusste Inkompetenz). Wenige Jahre später wurde mir dies bewusst, spätestens als ich andere dabei beobachtet habe (bewusste Inkompetenz). Nach einigen Versuchen, zunächst mit Stützrädern und Fail-Fast-Ansatz (aufsitzen, losfahren, umfallen), bin ich sehr bewusst auf dem Rad gefahren und musste mich noch sehr dabei konzentrieren (bewusste Kompetenz). Nach vielen weiteren Stunden auf dem Rad kann ich heute mit gutem Gewissen von mir behaupten, dass ich im Schlaf Radfahren kann, also ohne darüber nachzudenken (unbewusste Kompetenz).

Dies bedeutet, um überhaupt etwas Neues lernen zu können, muss mir zunächst einmal bewusst werden, dass ich etwas nicht kann.

Feedbackschleifen

Versuch und Irrtum ist wohl ein sehr verbreiteter Mechanismus um zu lernen. Wir probieren Dinge aus, stellen fest, dass noch nicht das gewünschte Ergebnis dabei herauskommt und versuchen einen leicht modifizierten Ansatz. Dies kann wenige oder auch sehr viele Iterationen benötigen. Deutlich wird hier noch einmal, dass ich ein sehr gutes Bild vom gewünschten Ergebnis haben muss. Sonst bleibt für mich unklar, welche Korrekturen ich an meinem Verhalten vornehmen sollte, um beim nächsten Versuch noch näher an mein Ziel heranzukommen.

Wer hat sich selbst schon einmal dabei erwischt, exakt dasselbe noch einmal zu wiederholen und auf ein anderes Ergebnis zu hoffen? Ohne eine deutliche Zufallskomponente, wie z.B. eine doch minimal veränderte Ausgangsposition, ist es wohl ratsam, meine Handlung entsprechend der Beobachtungen meiner vorangegangenen Fehlschläge anzupassen.

Beobachten und beobachten lassen

Wenn ich selbst bewusst mein eigenes Handeln beobachte, kann ich dies als Reflexion bezeichnen. Mit etwas Übung gelingt diese Selbstreflexion ggf. recht gut. Dennoch ist manchmal ein Blick von außen hilfreich (siehe auch „Blinder Fleck[2]).

Eine Rückmeldung von einer anderen Person zu meinem Verhalten verstehe ich als Feedback. Eine wertvolle Rückmeldung, die ich als Geschenk ansehe. Was ich damit mache, ist ganz allein meine Entscheidung. Aber ein anderer Mensch hat sich die Zeit genommen, mir etwas zu überreichen, mit dem ich wachsen kann, wenn ich dies möchte.

Wachsen wollen

Manchmal mag es nicht einfach sein zu akzeptieren, aber die Welt um uns herum ändert sich permanent. Wie gut wird es wohl funktionieren, wenn wir uns in dieser Welt nicht verändern? Selbst mein Körper ändert sich die ganze Zeit über. Als ich diesen Artikel schreibe sterben einige Tausend Zellen in mir und dafür entstehen entsprechend neue Zellen.

Es stellt sich nur die Frage, ob ich auch lernen, also mich verändern möchte. Möchte ich meine bewusste Inkompetenz in eine bewusste Kompetenz verwandeln? Ich kann mir mein Leben selbst deutlich vereinfachen, wenn ich meine persönliche innere Haltung dazu anpasse. Ich komme ja gar nicht darum herum. Wenn ich aber offen und neugierig mit der Welt umgehe, wenn ich dankbar bin für Feedback und dies als Chance nutze, wird es plötzlich deutlich einfacher für mich.

Bei aller Veränderung ist essentiell, dass ich immer ich selbst bleibe und die Veränderung zu mir passt. Nur eine Maske aufzusetzen und mich den Veränderungen in der Welt scheinbar anzupassen wird mich auf Dauer unglücklich machen.

Lernen durch Fehler kultivieren

Fehler sind menschlich. Dies soll gewiss keine Ausrede sein und ein und denselben Fehler mehrmals zu machen sollte uns bei einem guten Lernprozess selten passieren. Wenn wir jedoch genau wissen, dass insbesondere in komplexen Systemen Fehler immer wieder passieren werden, dann ist es aus meiner Sicht naheliegend, dass wir damit offen umgehen. Kehre ich Fehler unter den Teppich und versuche diese zu verheimlichen aus Angst der Bestrafung oder dem Verlust des Gesichts, bin ich wohl wenig darauf fokussiert, aus dem gemachten Fehler zu lernen. Tausche ich mich darüber offen aus und teile meine Lernerfahrung, so kann nicht nur ich selbst vom erhaltenen Feedback lernen. Es können auch andere davon profitieren und müssen denselben Fehler nicht ebenfalls machen.

Dies Bedarf einer offenen Haltung im Umgang mit Fehlern. Beweisen wir Mut, machen einen überlebbaren Fehler und lernen daraus [3]. Machen wir eine Lernkultur daraus und wachsen nachhaltig daran, gemeinsam.

 

Referenzen

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kompetenzstufenentwicklung

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Johari-Fenster

[3] http://www.gedanken-tanken.com/peter-brandl-kunst-schwere-entscheidungen-zu-treffen-strategie-herausforderung-probleme/

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